Mittelfußlauf

Auch bekannt als: Midfoot Strike, Mittelfußaufsatz, Natural Running, Ballengang (teils), natürlicher Laufstil

Kurz erklärt: Beim Mittelfußlauf setzt der Fuß mit dem Mittelfuß (Ballen- bis Fußmittenbereich) zuerst auf dem Boden auf, nicht mit der Ferse. Dies ist die natürliche Art zu laufen – so wie Menschen seit Jahrtausenden barfuß gelaufen sind und so wie Kinder intuitiv laufen. Mittelfußlaufen kann zu einem effizienteren, gesünderen und verletzungsärmeren Laufstil führen, weil die Aufprallkräfte besser verteilt und durch die natürliche Dämpfung der Fuß- und Wadenmuskulatur abgefedert werden. Wichtig: Die Umstellung braucht Zeit und Geduld (mehrere Monate!), da sich Muskeln, Sehnen und Bänder erst anpassen müssen. Schuhe mit geringer Sprengung (niedriger Fersenabsatz) unterstützen den Mittelfußlauf.

Wichtiger Hinweis: Eine Umstellung auf Mittelfußlauf sollte sehr behutsam und schrittweise erfolgen. Bei bestehenden Fuß-, Achillessehnen- oder Wadenproblemen konsultiere vor einer Umstellung bitte einen Orthopäden oder Physiotherapeuten. Eine zu schnelle Umstellung kann zu Überlastungen (besonders der Achillessehne und Wadenmuskulatur) führen! Die hier beschriebene Technik ersetzt keine professionelle Laufanalyse. Ein Lauftrainer oder Physiotherapeut kann deine individuelle Technik analysieren und Anpassungen empfehlen.

Was ist Mittelfußlauf genau?

Beim Mittelfußlauf (auch Midfoot Strike genannt) setzt dein Fuß mit dem mittleren bis vorderen Bereich zuerst auf dem Boden auf. Der Kontaktpunkt liegt etwa im Ballenbereich oder leicht davor.

Der Bewegungsablauf:

  • Der Fuß setzt flach oder leicht auf dem Ballen auf (nicht mit der Ferse zuerst)
  • Die Ferse kommt kurz danach sanft auf dem Boden auf (sie schwebt nicht in der Luft!)
  • Der Fuß setzt dabei unter dem Körperschwerpunkt oder nur leicht davor auf (nicht weit vorne)
  • Die Aufprallkräfte werden durch die natürliche Dämpfung der Fuß- und Wadenmuskulatur abgefedert
  • Der Abdruck erfolgt aktiv über den Vorfuß

Wichtig zu verstehen: Mittelfußlauf bedeutet NICHT, dass du auf Zehenspitzen läufst! Die Ferse darf und soll den Boden berühren – nur eben nicht als erstes.

Die drei Fußaufsatz-Arten im Vergleich

Es gibt drei grundsätzliche Arten, wie der Fuß beim Laufen aufsetzt:

1. Fersenlauf (Rückfußlauf / Heel Strike)

  • Die Ferse setzt zuerst auf, dann rollt der Fuß nach vorne ab
  • Häufigste Laufart bei Hobbyläufern (ca. 75-80%)
  • Oft kombiniert mit Schuhen mit hoher Sprengung (10-12mm)
  • Der Fuß setzt oft deutlich vor dem Körperschwerpunkt auf ("Bremsschritt")
  • Nachteil: Höhere Aufprallkräfte, die direkt auf Ferse, Knie und Hüfte wirken
  • Vorteil: Für viele gewohnt, geringere Belastung der Wadenmuskulatur

2. Mittelfußlauf (Midfoot Strike)

  • Der mittlere Fußbereich (Ballen bis Fußmitte) setzt zuerst auf
  • Natürliche Laufart, wie beim Barfußlaufen
  • Passt gut zu Schuhen mit geringer Sprengung (0-6mm)
  • Der Fuß setzt unter oder knapp vor dem Körperschwerpunkt auf
  • Vorteil: Bessere Kraftverteilung, natürliche Dämpfung durch Muskulatur, effizienter
  • Nachteil: Erfordert Umstellung und Kräftigung der Fuß-/Wadenmuskulatur

3. Vorfußlauf (Ballenlauf / Forefoot Strike)

  • Nur der Vorfuß (Ballen/Zehen) setzt auf, Ferse schwebt oder berührt kaum den Boden
  • Typisch für Sprinter auf kurzen Distanzen
  • Für Langstreckenläufer meist zu anstrengend und belastend
  • Vorteil: Sehr dynamisch, hohe Geschwindigkeit möglich
  • Nachteil: Sehr hohe Belastung für Wadenmuskulatur und Achillessehne

Wichtig: Es gibt keinen Laufstil, der für absolut jeden optimal ist. Mittelfußlauf ist für viele Läufer gesünder und effizienter, aber nicht jeder muss umstellen. Wenn du beschwerdefrei mit Fersenlauf läufst, ist das auch in Ordnung!

Warum Mittelfußlauf?

1. Natürliche Dämpfung

  • Beim Mittelfußlauf wirken Fuß- und Wadenmuskulatur wie natürliche Stoßdämpfer
  • Die Aufprallkräfte werden über Muskeln, Sehnen und Faszien verteilt
  • Das ist schonender für Gelenke (Knie, Hüfte) als der harte Fersenaufprall

2. Geringere Bremswirkung

  • Beim Fersenlauf setzt der Fuß oft deutlich vor dem Körper auf → Bremswirkung
  • Beim Mittelfußlauf setzt der Fuß unter dem Körperschwerpunkt auf → keine Bremswirkung
  • Das spart Energie und macht dich effizienter

3. Aktivierung der Fußmuskulatur

  • Mittelfußlauf kräftigt die oft vernachlässigte Fußmuskulatur
  • Starke Füße = stabile Basis = weniger Verletzungen
  • Die kleinen Muskeln im Fuß arbeiten mit, statt passiv zu bleiben

4. Bessere Propriozeption (Körpergefühl)

  • Du spürst den Untergrund besser und kannst reaktiver laufen
  • Das verbessert Balance und Koordination

5. Potenzielle Verletzungsprävention

  • Studien zeigen: Mittelfußlauf kann das Risiko für bestimmte Verletzungen reduzieren (z.B. Läuferknie, Schienbeinkantensyndrom)
  • ABER: Neue Belastungen für Achillessehne und Wadenmuskulatur!
  • Eine Umstellung muss langsam erfolgen

Kontroverse & Mythen rund um Mittelfußlauf

Mittelfußlauf ist ein heiß diskutiertes Thema. Hier die wichtigsten kontroversen Punkte:

"Mittelfußlauf ist IMMER besser als Fersenlauf"

Wahrheit: Nicht für jeden! Es gibt sehr erfolgreiche Marathonläufer, die mit Fersenlauf laufen. Auch die Studienlage ist nicht eindeutig. Wichtig ist: Beschwerdefreies Laufen. Wenn du mit Fersenlauf keine Probleme hast, musst du nicht zwingend umstellen. Mittelfußlauf kann helfen, ist aber kein Allheilmittel.

"Barfußschuhe sind Pflicht für Mittelfußlauf"

Wahrheit: Nein! Zwar fördern Barfußschuhe (Minimalschuhe) den natürlichen Laufstil, aber Schuhe mit geringer Sprengung (0-6mm) reichen völlig aus. Wichtig ist die niedrige Fersenhöhe, nicht dass der Schuh "barfuß" ist. Viele Läufer kommen mit leicht gedämpften Schuhen mit geringer Sprengung besser zurecht als mit reinen Barfußschuhen.

"Die Umstellung geht schnell"

Wahrheit: NEIN! Das ist der gefährlichste Mythos! Die Umstellung braucht 3-12 Monate, je nach Ausgangslage. Wer zu schnell umstellt, riskiert Achillessehnen-Probleme, Wadenverletzungen und Stressfrakturen. Geduld ist essentiell!

"Mittelfußlauf verhindert alle Verletzungen"

Wahrheit: Nein. Mittelfußlauf kann das Risiko für BESTIMMTE Verletzungen reduzieren (z.B. Läuferknie), erhöht aber die Belastung für andere Bereiche (Achillessehne, Waden, Mittelfußknochen). Es ist ein Tausch, kein Wundermittel.

Was stimmt:

  • Mittelfußlauf ist die natürlichere Laufart (so liefen Menschen vor Laufschuhen)
  • Er kann für viele Läufer gesünder und effizienter sein
  • Eine langsame, geduldige Umstellung lohnt sich für viele
  • Schuhe mit geringer Sprengung unterstützen den natürlichen Laufstil
  • Barfußlaufen (z.B. am Strand) ist eine tolle Ergänzung

Schuhe für Mittelfußlauf: Geringe Sprengung ist entscheidend

Was ist Sprengung? Die Sprengung (Drop) ist der Höhenunterschied zwischen Ferse und Vorfuß im Schuh. Klassische Laufschuhe haben oft 10-12mm Sprengung (Ferse ist 10-12mm höher als der Vorfuß).

Für Mittelfußlauf ideal:

  • 0-6mm Sprengung (niedrige bis keine Fersenerhöhung)
  • Dadurch setzt dein Fuß automatisch natürlicher auf
  • Die Achillessehne wird in eine natürlichere Position gebracht

Barfußschuhe / Minimalschuhe:

  • 0mm Sprengung (komplett flach)
  • Sehr dünne, flexible Sohle
  • Weite Zehenbox (Zehen können sich spreizen)
  • Vorteil: Maximales Bodengefühl, fördert natürlichen Laufstil
  • Nachteil: Keine Dämpfung, erfordert sehr starke Fuß-/Wadenmuskulatur
  • Empfehlung: Nur mit sehr vorsichtiger Umstellung! Nicht für Anfänger der Umstellung geeignet.

Schuhe mit geringer Sprengung (4-6mm) + leichter Dämpfung:

  • Guter Kompromiss für die meisten Läufer
  • Fördert Mittelfußlauf, bietet aber noch etwas Dämpfung
  • Schonender für die Umstellung als reine Barfußschuhe
  • Empfehlung: Idealer Einstieg für die Umstellung!

Tipp: Wenn du von hoher Sprengung (10-12mm) kommst, steige erst auf mittlere Sprengung (6-8mm) um, dann später auf geringe Sprengung (0-4mm). Die Achillessehne braucht Zeit, um sich anzupassen!

Barfußlaufen am Strand: Erdung & natürliche Bewegung

Barfußlaufen in der Natur – besonders am Strand – ist eine wunderbare Ergänzung zum Mittelfußlauf-Training und bringt zusätzliche Vorteile:

Erdung (Grounding):

  • Direkter Hautkontakt zur Erde (Sand, Gras, Erde) kann positive physiologische Effekte haben
  • Theorie: Aufnahme von Elektronen aus der Erde, die antioxidativ wirken können
  • Viele Menschen berichten von einem Gefühl der Entspannung und Verbundenheit
  • Wissenschaftliche Studienlage ist noch dünn, aber viele Erfahrungsberichte sind positiv

Training der Fußmuskulatur:

  • Sand ist ein instabiler Untergrund → stärkt kleine Fußmuskeln intensiv
  • Barfußlaufen zwingt dich automatisch zum Mittelfuß-/Vorfußlauf (Fersenlauf auf Sand tut weh!)
  • Du spürst jede Bewegung und lernst, sanft aufzusetzen

Sensorik & Propriozeption:

  • Barfuß aktivierst du tausende Nervenenden in der Fußsohle
  • Das verbessert deine Körperwahrnehmung und Balance
  • Du lernst, deinem Körper zu vertrauen

Mentale Komponente:

  • Barfußlaufen am Strand ist meditativ und entspannend
  • Die Verbindung zur Natur kann Stress reduzieren
  • Es macht einfach Freude!

Praktische Tipps fürs Barfußlaufen:

  • Langsam beginnen: Erst 5-10 Minuten, dann steigern
  • Weicher Untergrund: Sand, Gras, weicher Waldboden (nicht Asphalt am Anfang!)
  • Nach Verletzungen aufpassen: Achte auf spitze Gegenstände (Muscheln, Steine, Glas)
  • Nicht zu weit vom Schuh entfernt laufen: Falls die Füße zu müde werden
  • Regelmäßig, aber kurz: Lieber 2-3x pro Woche 10-15 Min als einmal 60 Min

Ideal: Ein gemütlicher 15-minütiger Barfußlauf am Strand nach einem normalen Lauf – zur Erdung, zur Kräftigung und zur Entspannung. Das ist pure Regeneration für Körper und Geist!

Die Umstellung auf Mittelfußlauf: Geduld ist alles!

KRITISCH WICHTIG: Die Umstellung auf Mittelfußlauf darf NICHT von heute auf morgen passieren! Deine Muskeln, Sehnen und Bänder müssen sich an die neue Belastung anpassen. Eine zu schnelle Umstellung führt fast garantiert zu Überlastungen – besonders der Achillessehne, Wadenmuskulatur und Mittelfußknochen. Nimm dir Zeit!

Zeitrahmen für die Umstellung

Realistische Zeitspanne: 3-12 Monate

Ja, das klingt lang – aber es ist notwendig! Der Zeitrahmen hängt ab von:

  • Ausgangslage: Wie stark ist deine Fuß-/Wadenmuskulatur? Wie flexibel deine Achillessehne?
  • Trainingsumfang: Je mehr du läufst, desto langsamer sollte die Umstellung sein
  • Alter: Ältere Läufer brauchen länger für die Anpassung
  • Bisherige Sprengung: Umstellung von 12mm auf 0mm dauert länger als von 8mm auf 4mm

Phasen der Umstellung

Phase 1: Vorbereitung (4-8 Wochen)

  • Ziel: Fuß- und Wadenmuskulatur kräftigen, OHNE die Lauftechnik zu ändern
  • Mache die Lauf-ABC-Übungen (siehe unten) 3-4x pro Woche
  • Kurze Barfußeinheiten auf Gras (5-10 Min, nach dem normalen Lauf)
  • Laufe weiterhin mit deinen gewohnten Schuhen!
  • Optional: Beginne mit Faszienrolle für Waden und Füße

Phase 2: Sanfter Einstieg (4-8 Wochen)

  • Ziel: Erste bewusste Mittelfußläufe, sehr begrenzt
  • Kaufe Schuhe mit mittlerer Sprengung (6-8mm) oder nutze Zweitschuhe mit geringerer Sprengung
  • Integriere 1-2x pro Woche kurze Mittelfuß-Einheiten: nur 5-10 Minuten!
  • Diese 5-10 Min machst du NACH deinem normalen Lauf (mit alten Schuhen) oder als separate, ganz kurze Einheit
  • Konzentriere dich auf die Technik: Fuß unter dem Körper aufsetzen, sanft landen
  • Lauf-ABC weiterhin 2-3x pro Woche

Phase 3: Aufbau (8-16 Wochen)

  • Ziel: Langsam die Mittelfuß-Anteile steigern
  • Steigere die Mittelfuß-Läufe alle 2 Wochen um 5 Minuten
  • Nach 8 Wochen: 20-30 Min Mittelfußlauf pro Einheit
  • Nach 16 Wochen: 40-50 Min Mittelfußlauf möglich
  • Den Rest der Woche weiterhin mit gewohnter Technik/Schuhen laufen
  • Achte auf Warnsignale (siehe unten!)

Phase 4: Integration (12-24 Wochen)

  • Ziel: Mittelfußlauf wird zur Haupttechnik
  • Schrittweise mehr Läufe mit Mittelfußtechnik
  • Eventuell Wechsel zu Schuhen mit geringer Sprengung (0-4mm) als Hauptschuhe
  • Nach 6-12 Monaten: Vollständige Umstellung möglich (wenn alles gut läuft!)

Faustregel: Steigere die Mittelfuß-Laufzeit um maximal 10% pro Woche. Lieber langsamer als zu schnell! Bei jedem Anzeichen von Überlastung: Pause oder zurück zur alten Technik.

Lauf-ABC: 5 Übungen zur Vorbereitung auf Mittelfußlauf

Diese Übungen kräftigen die Fuß- und Wadenmuskulatur, verbessern die Lauftechnik und bereiten deinen Körper optimal auf den Mittelfußlauf vor. Mache sie 3-4x pro Woche, idealerweise nach einem lockeren Lauf oder als separates Training.

Übung 1: Anfersen (Heel Kicks)

Trainiert: Koordination, Wadenmuskulatur, Fußgelenk, aktive Fußhebung

Ausführung:

  • Laufe auf der Stelle oder vorwärts, ziehe dabei abwechselnd die Fersen zum Gesäß
  • Ziel: Ferse berührt (fast) das Gesäß
  • Oberkörper aufrecht, Blick nach vorne
  • Arme schwingen locker mit (wie beim normalen Laufen)
  • Schnelle, kleine Bewegungen – nicht langsam und kontrolliert

Dauer: 2-3 Durchgänge à 20-30 Meter (oder 20-30 Sekunden auf der Stelle)

Warum wichtig für Mittelfußlauf: Trainiert die hintere Oberschenkelmuskulatur und die Koordination der Fußhebung – genau das, was du beim Mittelfußlauf brauchst.

Übung 2: Kniehebelauf (High Knees)

Trainiert: Hüftbeuger, Koordination, aktives Fußaufsetzen, Vortrieb

Ausführung:

  • Laufe auf der Stelle oder vorwärts, ziehe dabei die Knie abwechselnd hoch
  • Ziel: Oberschenkel mindestens waagerecht (besser etwas höher)
  • Oberkörper aufrecht und stabil
  • Arme aktiv mitschwingen (Ellenbogen 90°)
  • Der Fuß setzt aktiv auf dem Ballen/Mittelfuß auf – NICHT mit der Ferse!
  • Schnelle, dynamische Bewegung

Dauer: 2-3 Durchgänge à 20-30 Meter (oder 20-30 Sekunden auf der Stelle)

Warum wichtig für Mittelfußlauf: Trainiert den aktiven Fußaufsatz über den Ballen – die Kernbewegung des Mittelfußlaufs! Außerdem kräftigt es die Hüftbeuger.

Übung 3: Hopserlauf (Skipping)

Trainiert: Sprungkraft, Fußgelenk, Wadenmuskulatur, elastische Energie der Sehnen

Ausführung:

  • Springe federnd vorwärts, wobei du kleine Hüpfer machst
  • Die Knie werden leicht angehoben (weniger hoch als beim Kniehebelauf)
  • Der Fokus liegt auf dem federnden Abdruck vom Vorfuß
  • Kurze Bodenkontaktzeit – "heiße Herdplatte"
  • Arme schwingen dynamisch mit
  • Der Fuß setzt auf dem Ballen auf und federt sofort wieder ab

Dauer: 2-3 Durchgänge à 20-30 Meter

Warum wichtig für Mittelfußlauf: Trainiert die Reaktivkraft – die Fähigkeit der Muskulatur und Sehnen, Energie zu speichern und wieder abzugeben. Genau das nutzt du beim Mittelfußlauf!

Übung 4: Steigerungsläufe (Strides / Progressive Runs)

Trainiert: Lauftechnik unter Geschwindigkeit, Koordination, natürlicher Mittelfußaufsatz bei höherem Tempo

Ausführung:

  • Beginne mit lockerem Tempo und steigere kontinuierlich auf etwa 85-90% deiner Maximalgeschwindigkeit
  • Die Steigerung erfolgt über 60-80 Meter
  • NICHT sprinten! Das Ende sollte schnell, aber kontrolliert sein
  • Achte auf aufrechte Körperhaltung, aktiven Armschwung
  • Bei höherem Tempo wirst du automatisch zum Mittelfußaufsatz tendieren – beobachte das!
  • Nach jedem Steigerungslauf: Zurück zum Start gehen oder locker traben

Dauer: 4-6 Durchgänge à 60-80 Meter, zwischen den Läufen vollständig erholen

Warum wichtig für Mittelfußlauf: Bei höheren Geschwindigkeiten läuft fast jeder automatisch auf dem Mittelfuß/Vorfuß. Diese Übung hilft dir, dieses Gefühl kennenzulernen und später auch bei langsamerem Tempo anzuwenden.

Übung 5: Kurze Barfuß-Einheiten auf Gras/Sand

Trainiert: Fußmuskulatur, Propriozeption (Körpergefühl), natürlicher Bewegungsablauf, Balance

Ausführung:

  • Ziehe nach deinem normalen Lauf die Schuhe aus
  • Laufe barfuß auf weichem Untergrund (Rasen, Sand, Tartanbahn)
  • Beginne mit 5 Minuten, steigere langsam
  • Beobachte, wie dein Fuß automatisch sanfter aufsetzt
  • Du wirst automatisch mit dem Mittelfuß/Vorfuß landen (Fersenlauf barfuß tut weh!)
  • Tempo: Ganz locker, es geht um das Gefühl, nicht um Geschwindigkeit

Dauer: 2-3x pro Woche, je 5-15 Minuten (langsam steigern über Wochen!)

Warum wichtig für Mittelfußlauf: Barfußlaufen ist der beste Lehrer! Du spürst sofort, wie du laufen solltest. Die Fußmuskulatur wird gekräftigt, und du entwickelst ein Gefühl für den natürlichen Laufstil.

Beispiel: Lauf-ABC-Routine (3-4x pro Woche)

Timing: Nach einem lockeren Lauf (wenn die Muskeln warm sind) oder als separates Training (dann vorher 5-10 Min lockeres Einlaufen)

Ablauf (ca. 15-20 Minuten):

  • 1. Anfersen: 3x 30 Meter (Pause: Zurückgehen)
  • 2. Kniehebelauf: 3x 30 Meter (Pause: Zurückgehen)
  • 3. Hopserlauf: 3x 30 Meter (Pause: Zurückgehen)
  • 4. Steigerungsläufe: 5x 70 Meter (Pause: 1-2 Min locker gehen/traben)
  • 5. Barfuß auf Gras: 5-10 Min ganz locker

Häufigkeit:

  • Phase 1 (Vorbereitung): 4x pro Woche
  • Phase 2-3 (Umstellung): 3x pro Woche
  • Phase 4 (danach): 2x pro Woche zur Erhaltung

Tipp: Lauf-ABC ist auch für bereits erfahrene Mittelfußläufer wertvoll – es hält die Technik sauber und die Muskulatur stark!

Tipps für die erfolgreiche Umstellung

  • Geduld, Geduld, Geduld! Das kann nicht oft genug betont werden. Dein Körper braucht Monate für die Anpassung.
  • Höre auf deinen Körper: Leichter Muskelkater in den Waden ist normal. Schmerzen in der Achillessehne sind ein Warnsignal – sofort zurückrudern!
  • Führe ein Trainings-Tagebuch: Notiere, wie lange du mit Mittelfußtechnik gelaufen bist und wie sich dein Körper anfühlt.
  • Video-Analyse: Filme dich beim Laufen (von der Seite). So siehst du, ob du wirklich mit dem Mittelfuß aufsetzt.
  • Nicht bei jedem Lauf umstellen: Behalte auch "normale" Läufe mit deiner gewohnten Technik bei, besonders lange Läufe.
  • Tempoläufe erst später: Intensive Einheiten (Intervalle, Tempoläufe) erst mit Mittelfußtechnik machen, wenn du dich sicher fühlst (nach 4-6 Monaten).
  • Faszienrolle für Waden: Hilft, Verspannungen zu lösen. Täglich 5 Min nach dem Laufen.
  • Wadendehnung: Wichtig! Dehne die Waden regelmäßig (aber sanft), besonders in der Umstellungsphase.
  • Schrittfrequenz erhöhen: Versuche, etwas schneller zu laufen (170-180 Schritte/Minute). Das fördert automatisch den Mittelfußaufsatz.
  • Denke "leise laufen": Mittelfußlauf ist leiser als Fersenlauf. Wenn du beim Laufen viel Lärm machst, landest du zu hart.

Warnsignale & Wann zum Arzt/Physiotherapeuten?

STOPP! Pause oder zurück zur alten Technik, wenn:

  • Achillessehnenschmerzen: Das häufigste Problem bei zu schneller Umstellung! Ziehen, Brennen oder Schmerzen in der Achillessehne → sofort pausieren
  • Starker Wadenschmerz: Mehr als nur Muskelkater (stechend, ziehend) → Überlastung!
  • Mittelfußschmerzen: Schmerzen im Vorderfuß oder Mittelfußbereich → möglicher Stressfraktur-Beginn!
  • Fußsohlenschmerzen: Brennen oder Stechen in der Fußsohle → Überlastung der Plantarfaszie
  • Knieschmerzen: Neue Knieschmerzen durch Mittelfußlauf → Technik prüfen lassen
  • Generelle Überlastungssymptome: Ständige Müdigkeit, Leistungsabfall, schlechter Schlaf

Zum Arzt oder Physiotherapeuten, wenn:

  • Schmerzen länger als 3-4 Tage nach der Pause anhalten
  • Schmerzen sich verschlimmern trotz Pause
  • Du unsicher bist, ob deine Technik korrekt ist
  • Du bestehende Fuß-, Achillessehnen- oder Wadenprobleme hast
  • Nach 3 Monaten Umstellung weiterhin starke Probleme bestehen

Ein Lauftechnik-Coaching kann sehr hilfreich sein:

  • Professionelle Video-Analyse deiner Lauftechnik
  • Individuelles Feedback und Korrekturen
  • Angepasste Übungen für deine spezifischen Schwachstellen
  • Spart oft viel Zeit und verhindert Fehler

Goldene Regel: Lieber 3 Monate länger für die Umstellung brauchen als 3 Monate Zwangspause durch Achillessehnenentzündung! Im Zweifel: Langsamer vorgehen.

Siehe auch im Läufer-ABC:

  • Lauftechnik – Allgemeine Infos zur Lauftechnik
  • Fußaufsatz – Detaillierte Erklärung aller Aufsatzarten
  • Lauf-ABC – Alle Technikübungen im Detail
  • Schrittfrequenz – Kadenz und ihre Bedeutung
  • Laufschuh – Schuhwahl für verschiedene Laufstile
  • Sprengung (Drop) – Höhenunterschied im Schuh
  • Barfußschuhe – Minimalschuhe im Detail
  • Achillessehnenentzündung – Häufigstes Problem bei Umstellung
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