Auch bekannt als: Gratitude, Wertschätzung, Dankbarkeits-Praxis, achtsame Dankbarkeit, Lauf-Dankbarkeit
Kurz erklärt: Dankbarkeit ist die bewusste Wertschätzung dessen, was ist – statt der ständigen Fokussierung auf das, was fehlt. Beim Laufen bedeutet Dankbarkeit: Du erkennst, dass es ein Geschenk ist, laufen zu können. Dass deine Beine dich tragen. Dass dein Herz schlägt. Dass du draußen sein darfst, atmen darfst, dich bewegen darfst. Dankbarkeit verwandelt dein Laufen von einer Pflicht in ein Privileg, von einem "Ich muss" in ein "Ich darf". Wissenschaftlich bewiesen: Dankbarkeit macht glücklicher, gesünder, motivierter und resilienter. Sie ist eine der wirksamsten mentalen Praktiken überhaupt – und kostet nichts. Dankbarkeit ist kein naives Schönreden. Es ist eine bewusste Entscheidung, auch das Gute zu sehen. Gerade beim Laufen, wo wir oft zu kritisch mit uns sind, ist Dankbarkeit der Schlüssel zu mehr Freude und Nachhaltigkeit.
Hinweis
Dieser Artikel betrachtet Dankbarkeit aus wissenschaftlicher und praktischer Sicht. Dankbarkeit ist kein Ersatz für die Auseinandersetzung mit echten Problemen. Wenn du verletzt bist, unglücklich oder überfordert, ist Dankbarkeit ein Werkzeug – aber keine Lösung für alles. Bei ernsthaften mentalen oder körperlichen Problemen suche bitte professionelle Hilfe.
Was ist Dankbarkeit?
Dankbarkeit ist mehr als ein Gefühl – es ist eine Haltung. Eine Perspektive. Eine Art, die Welt zu sehen.
Dankbarkeit bedeutet:
- Bewusstes Wahrnehmen: Du nimmst wahr, was gut ist in deinem Leben – auch die kleinen Dinge
- Wertschätzung: Du schätzt, was du hast – statt immer nur zu sehen, was fehlt
- Anerkennung: Du erkennst an, dass vieles nicht selbstverständlich ist
- Präsenz: Du bist im Moment – denn Dankbarkeit ist immer JETZT
Der Unterschied zwischen "Danke sagen" und "Dankbarkeit leben":
"Danke" sagen ist höflich – Dankbarkeit leben ist transformierend. Wenn du jemandem "Danke" sagst, ist das eine soziale Geste. Wenn du Dankbarkeit fühlst, verändert sich deine ganze Wahrnehmung.
Warum ist Dankbarkeit gerade beim Laufen so wichtig?
Weil Läufer oft zu selbstkritisch sind! Wir:
- Vergleichen uns ständig mit anderen
- Sind nie zufrieden mit unserer Leistung
- Sehen nur, was nicht gut lief
- Vergessen, dass Laufen können ein Privileg ist
Dankbarkeit ist das Gegengift zu diesem Perfektionismus. Sie bringt uns zurück zur Freude – dem eigentlichen Grund, warum wir laufen.
Die Wissenschaft hinter Dankbarkeit
Dankbarkeit ist nicht nur "nett" – sie ist wissenschaftlich belegt eine der wirksamsten Praktiken für körperliche und mentale Gesundheit.
Was passiert im Gehirn?
Wenn du Dankbarkeit fühlst, passiert folgendes in deinem Gehirn:
- Dopamin-Ausschüttung: Das Belohnungssystem wird aktiviert – du fühlst dich gut
- Serotonin-Produktion: Der Stimmungsaufheller wird freigesetzt – du fühlst dich ausgeglichener
- Aktivierung des präfrontalen Cortex: Der Teil des Gehirns, der für positive Emotionen zuständig ist, wird gestärkt
- Reduktion der Amygdala-Aktivität: Das "Angstzentrum" wird beruhigt – Stress nimmt ab
Langfristige Veränderungen: Regelmäßige Dankbarkeits-Praxis verändert die Struktur deines Gehirns. Dein Gehirn wird buchstäblich darauf trainiert, das Positive zu sehen. Das nennt man Neuroplastizität – dein Gehirn passt sich an, was du übst.
Die nachgewiesenen Effekte von Dankbarkeit
Körperlich:
- Stärkeres Immunsystem
- Niedrigerer Blutdruck
- Besserer Schlaf
- Weniger Schmerzen (wirklich!)
- Mehr Energie
Mental:
- Weniger Depressionen und Angststörungen
- Mehr Optimismus
- Höhere Resilienz (Widerstandskraft)
- Bessere Emotionsregulation
- Weniger toxische Emotionen (Neid, Groll, Verbitterung)
Sozial:
- Bessere Beziehungen
- Mehr Empathie
- Weniger Einsamkeit
- Mehr Hilfsbereitschaft
Beim Laufen:
- Mehr Freude am Training
- Weniger Leistungsdruck
- Bessere Motivation (intrinsisch statt extrinsisch)
- Schnellere Erholung (weniger Stress = bessere Regeneration)
- Höhere Schmerztoleranz
Studien-Beispiel: Eine Studie der University of California, Davis (Emmons & McCullough, 2003) zeigte: Menschen, die wöchentlich oder täglich Dinge aufschreiben, für die sie dankbar sind, berichten von deutlich höherem Wohlbefinden, mehr positiven Emotionen und besserer körperlicher Gesundheit als Kontrollgruppen. Die positiven Effekte zeigten sich bereits nach 10 Wochen und waren besonders stark beim positiven Affekt (Gefühlszustand).
Dankbarkeit beim Laufen – Konkrete Beispiele
Dankbarkeit ist nicht abstrakt. Sie zeigt sich in kleinen, alltäglichen Momenten beim Laufen:
Szenario 1: Der schwere Lauf
❌ Ohne Dankbarkeit: "Verdammt, heute bin ich so schlecht. Ich schaffe mein Tempo nicht. Das ist frustrierend. Warum bin ich so schwach? Das bringt doch nichts."
✅ Mit Dankbarkeit: "Ich schaffe diesen Lauf und ich bin dankbar, dass ich laufen kann. Ich habe zwei wundervolle Beine, die mich durch jeden Tag bewegen. Ich ehre meinen Körper, indem ich ihm zuhöre."
Szenario 2: Das Wetter ist mies
❌ Ohne Dankbarkeit: "Schon wieder Regen. Ich hasse das. Ich will nicht raus. Warum muss es ausgerechnet jetzt regnen?"
✅ Mit Dankbarkeit: "Es regnet – aber ich habe Laufklamotten, die mich warmhalten. Wie cool ist das? Ich bin dankbar für diese Ausrüstung. Und nach dem Lauf werde ich mich großartig fühlen."
Szenario 3: Eine kleine Verletzung zwingt zur Pause
❌ Ohne Dankbarkeit: "Verdammt, jetzt kann ich nicht laufen. Das nervt so! Ich verliere die ganze Fitness. Das ist unfair."
✅ Mit Dankbarkeit: "Mein Körper zeigt mir, dass er eine Pause braucht. Ich bin dankbar für dieses Signal – so kann ich meinen Körper vor einer größeren Verletzung schützen. Ich nutze die Zeit für Regeneration und komme stärker zurück."
Siehst du den Unterschied? Dankbarkeit verändert nicht die Situation – aber sie verändert deine Beziehung zur Situation.
Praktische Dankbarkeits-Übungen fürs Laufen
Übung 1: Die "Dankbarkeits-3" vor dem Lauf
Wann: Bevor du losläufst, noch zu Hause
Wie geht's:
- Stell dich hin, schließe kurz die Augen
- Atme dreimal tief durch
- Denke an drei Dinge, für die du dankbar bist – heute, jetzt, in diesem Moment. Zum Beispiel:
- "Ich bin dankbar, dass meine Beine mich tragen"
- "Ich bin dankbar, dass ich Zeit zum Laufen habe"
- "Ich bin dankbar für die frische Luft draußen"
- Spüre das Gefühl der Dankbarkeit im Körper – wo sitzt es? (Oft im Herzen, in der Brust)
- Starte deinen Lauf mit diesem Gefühl
Effekt: Du startest mit einer positiven Grundhaltung – das färbt auf den ganzen Lauf ab.
Übung 2: Körper-Dankbarkeit während des Laufs
Wann: Während des Laufs, besonders bei lockeren Einheiten
Wie geht's:
Gehe gedanklich durch deinen Körper und bedanke dich bei jedem Teil:
- "Danke, Füße, dass ihr mich tragt – Schritt für Schritt"
- "Danke, Knie, dass ihr funktioniert"
- "Danke, Lunge, für jeden Atemzug"
- "Danke, Herz, dass du verlässlich schlägst"
- "Danke, Gehirn, dass du mich durch diesen Lauf steuerst"
- "Danke, Körper, dass du es möglich machst, dass ich hier sein kann"
Tipp: Sag es innerlich mit jedem Schritt – z.B. "Danke, Füße" – "Danke, Füße" – im Rhythmus deiner Schritte.
Effekt: Tiefe Verbindung zum Körper, mehr Wertschätzung, weniger Selbstkritik.
Übung 3: Sinnes-Dankbarkeit (die 5-Sinne-Variante)
Wann: Während des Laufs, draußen in der Natur
Wie geht's:
Nimm bewusst deine fünf Sinne wahr – und sei dankbar für sie:
- Sehen: "Ich bin dankbar, dass ich die Bäume sehen kann, die Wolken, das Licht"
- Hören: "Ich bin dankbar, dass ich die Vögel höre, den Wind, meine Schritte"
- Fühlen: "Ich bin dankbar für den Wind auf meiner Haut, die Wärme, das Leben in meinem Körper"
- Riechen: "Ich bin dankbar für den Geruch des Waldes, der frischen Luft"
- Schmecken: (wenn du trinkst) "Ich bin dankbar für das kühle Wasser"
Effekt: Du bist sofort präsent, verbunden, im Flow.
Übung 4: Das Dankbarkeits-Tagebuch für Läufer
Wann: Nach jedem Lauf
Wie geht's:
Schreibe in dein Lauftagebuch nicht nur Daten (Distanz, Zeit, Pace) – sondern auch:
- Ein Moment, für den ich heute beim Laufen dankbar bin:
- Was hat mein Körper heute für mich getan?
- Was war schön an diesem Lauf?
Beispiel:
"Heute 8 km, 5:45 min/km. Dankbar für: Den Sonnenaufgang über dem Feld. Das Gefühl von Leichtigkeit ab Kilometer 5. Mein Körper hat mir gezeigt, dass ich stärker bin als ich dachte. Danke, Beine!"
Effekt: Du trainierst dein Gehirn, das Positive zu sehen. Nach ein paar Wochen wirst du automatisch dankbarer – auch ohne es aufzuschreiben.
Übung 5: Die "Schwerer-Lauf"-Dankbarkeit
Wann: Bei besonders harten, frustrierenden Läufen
Wie geht's:
Wenn es richtig zäh ist, frag dich:
- "Wofür kann ich TROTZDEM dankbar sein?"
- "Was lernt mich dieser schwere Lauf?"
- "Was ist das Geschenk in dieser Herausforderung?"
Mögliche Antworten:
- "Ich bin dankbar, dass ich heute Mental-Training bekomme – Resilienz aufbauen"
- "Ich bin dankbar, dass ich lerne, mit Unbehagen umzugehen"
- "Ich bin dankbar, dass ich durchhalte – das macht mich stärker"
Effekt: Du findest Sinn im Schweren – das ist mentale Stärke pur.
Dankbarkeit vs. Toxic Positivity – Der wichtige Unterschied
Achtung! Dankbarkeit ist NICHT das gleiche wie "Toxic Positivity" (toxische Positivität).
Was ist Toxic Positivity?
Toxische Positivität bedeutet: Negative Gefühle werden unterdrückt und verdrängt. Alles muss immer "positiv" sein. Probleme werden kleingeredet.
Beispiele für Toxic Positivity:
- "Du musst nur positiv denken, dann wird alles gut!"
- "Andere haben es viel schlimmer, sei dankbar!"
- "Schlechte Laune ist deine Entscheidung, wähle Glück!"
- "Verletztungen sind eine Chance, sei dankbar dafür!"
Das ist nicht Dankbarkeit – das ist emotionale Unterdrückung.
Echte Dankbarkeit:
Echte Dankbarkeit lässt alle Gefühle zu – auch die negativen. Sie sagt nicht "Du darfst nicht frustriert sein" – sondern "Du darfst frustriert sein UND trotzdem dankbar für das, was gut ist".
Der Unterschied konkret:
❌ Toxic Positivity: "Ich bin verletzt – aber ich muss positiv bleiben! Alles ist gut! Ich bin dankbar für diese Verletzung, sie macht mich stärker!" (während du innerlich am Leiden bist)
✅ Echte Dankbarkeit: "Ich bin verletzt – und das frustriert mich wirklich. Ich bin traurig und wütend. UND: Ich bin dankbar, dass es keine schlimmere Verletzung ist. Ich bin dankbar für die Möglichkeit, jetzt an Regeneration zu arbeiten."
Regel: Negative Gefühle dürfen da sein. Dankbarkeit ersetzt sie nicht – sie ergänzt sie. Du kannst gleichzeitig enttäuscht UND dankbar sein. Das ist kein Widerspruch.
Dankbarkeit und Motivation – Die Verbindung
Dankbarkeit ist einer der stärksten Motivatoren überhaupt. Hier ist warum:
Extrinsische vs. Intrinsische Motivation:
- Extrinsische Motivation: Du läufst, um etwas zu erreichen (Medaille, Anerkennung, Abnehmen, Bestzeit). Problem: Wenn du das Ziel nicht erreichst – bricht die Motivation zusammen.
- Intrinsische Motivation: Du läufst, weil du es liebst. Weil es sich gut anfühlt. Weil du dankbar bist, dass du es kannst. Diese Motivation ist stabil – unabhängig von Ergebnissen.
Dankbarkeit macht Motivation intrinsisch!
Wenn du dankbar bist fürs Laufen, läufst du nicht mehr, um etwas zu beweisen – sondern weil du das Privileg schätzt. Das ist nachhaltige Motivation.
Beispiel:
- Ohne Dankbarkeit: "Ich muss laufen, sonst nehme ich zu. Ich muss schneller werden. Ich muss..."
- Mit Dankbarkeit: "Ich darf laufen. Was für ein Geschenk! Ich bin dankbar, dass mein Körper das kann."
Das "Ich muss" wird zum "Ich darf" – und das verändert alles.
Dankbarkeit in schwierigen Phasen – Die größte Herausforderung
Dankbarkeit ist leicht, wenn alles läuft. Die wahre Übung kommt, wenn es schwer wird:
Bei Verletzungen:
Es ist okay, traurig zu sein. Und gleichzeitig kannst du dankbar sein für:
- Die Zeit, die du schon laufen konntest
- Die Möglichkeit, deinem Körper jetzt Ruhe zu geben
- Andere Bewegungsformen (Schwimmen, Radfahren, Yoga)
- Die Lektion, auf deinen Körper zu hören
Bei Leistungseinbrüchen:
Dankbar sein für:
- Die Erkenntnis, dass du mehr Regeneration brauchst
- Die Chance, Geduld zu lernen
- Das, was dein Körper trotzdem leistet
In Lebenskrisen:
Wenn das Leben hart ist, kann Laufen selbst das Geschenk sein:
-
- "Ich bin dankbar, dass ich laufen kann – es ist meine Auszeit vom Chaos"
- "Ich bin dankbar für diese 30 Minuten nur für mich"
- "Ich bin dankbar, dass mein Körper funktioniert, auch wenn mein Kopf gerade Chaos ist"
Die Dankbarkeits-Falle: Wenn es zu viel wird
Achtung vor der Dankbarkeits-Überforderung!
Die Falle: "Ich muss für ALLES dankbar sein, sonst bin ich undankbar und ein schlechter Mensch."
Das ist Unsinn. Du darfst auch mal genervt sein. Du darfst sauer sein. Du musst nicht dankbar sein für einen beschissenen Tag.
Dankbarkeit ist keine Pflicht – es ist eine Einladung.
Wenn du sie nicht spüren kannst, ist das okay. Erzwinge sie nicht. Manchmal brauchst du erst Raum für deine Wut, deine Trauer, deine Frustration. Erst dann kommt die Dankbarkeit von selbst.
Zusammenfassung: Dankbarkeit als Lebenshaltung
Dankbarkeit beim Laufen ist weit mehr als eine Technik – es ist eine Lebenshaltung.
Die wichtigsten Erkenntnisse:
- Dankbarkeit verwandelt "Ich muss laufen" in "Ich darf laufen"
- Sie macht dich glücklicher, gesünder, motivierter – wissenschaftlich bewiesen
- Sie ist das Gegenmittel zu Perfektionismus und Selbstkritik
- Sie braucht Übung – aber die Übung lohnt sich
- Sie ist KEIN Verdrängen negativer Gefühle
- Sie ist eine Entscheidung – jeden Tag neu
Starte heute:
Vor deinem nächsten Lauf: Halte kurz inne. Atme. Und sag dir: "Ich bin dankbar, dass ich laufen kann. Was für ein Geschenk."
Das ist der erste Schritt. Und jeder Schritt zählt.
Siehe auch im Läufer-ABC:
- Achtsamkeit – Die Basis für Dankbarkeit
- Meditation – Dankbarkeits-Meditationen für Läufer
- Innerer Schweinehund – Dankbarkeit hilft im Umgang mit ihm
- Runner's High – Dankbarkeit fördert Flow-Zustände
- Regeneration – Dankbarkeit für Ruhephasen
- Lauftagebuch – Dankbarkeit dokumentieren
- Identität – Von "Ich muss" zu "Ich bin Läufer"
- Motivation – Dankbarkeit als intrinsischer Motivator